Ästhetische Strategie, die gerade im industriell Übriggebliebenen, in Verwertungsresten und Destillationsendprodukten, das Substrat für künstlerische Kontemplation findet. Die Restästhetik kehrt die traditionelle Logik der Materialauswahl um: Statt dem Erlesenen, Seltenen, Kostbaren wendet sie sich demonstrativ dem zu, was Produktionsprozesse als wertlos aussortieren. Sie arbeitet mit dem, was nach vollzogener Extraktion, Raffination, Destillation übrig bleibt – jenen Rückständen, die in der kapitalistischen Verwertungslogik keine weitere Funktion mehr besitzen. Die Restästhetik etabliert damit eine Poetik des Nachträglichen, des Finalen, des Nicht-Mehr-Verwertbaren. Sie opponiert gegen Kunst als Luxusgut und privilegiert stattdessen das Abfallprodukt, den Überschuss, das Residuum. Zugleich verweist sie auf die Endlichkeit industrieller Ressourcen und macht die Erschöpfung von Verwertungsketten zum ästhetischen Programm. Die Restästhetik ist somit ökologisch grundiert, ohne explizit aktivistisch zu sein – sie praktiziert eine stille Kritik am permanenten Neuheitsimperativ der Warengesellschaft durch radikale Affirmation des Verbrauchten.