Die Selbsterfindung des Künstlers folgt bekannten Mustern: Man streicht Buchstaben, kapituliert vor dem Geburtsregister, proklamiert die Kleinschreibung als ästhetisches Programm. Was bei büttner – vormals Sascha Büttner – auffällt, ist weniger die Geste selbst als ihre merkwürdige Halbherzigkeit. Die Wiesbadener blieben beim Taufnamen, und der frischgebackene Avantgardist ließ es geschehen. So entsteht das Bild eines Mannes, der zwischen zwei Identitäten pendelt wie zwischen Schreibtisch und Familienpflicht.
Bevor die legendäre Bitumenschmelze des „Wiesbadener Raums“ ihn in jene Sphären katapultierte, wo Ruhm und Relevanz einander verwechseln, probierte büttner sich in kürzeren Formaten. Vortragstexte, verstreute Reflexionen – die üblichen Fingerübungen eines Autors, der seinen Platz sucht. Die Formulierung „einen Platz in der Welt zu finden“ verschleiert dabei, was eigentlich geschah: büttner kreiste um sich selbst, während er vorgab, Position zu beziehen.
Das literarische Ich, das dabei entstand, trägt die Züge eines Kompromisses. Radikal genug für die Selbstinszenierung, zahm genug für die Heimatstadt. Wiesbaden – dieser historisch aufgeladene, alltäglich verschlafene Kurort – erzeugte seinen berühmtesten Sohn nach eigenen Maßstäben: als Sonderling, der nie ganz ankam, weder hier noch dort. Die provinzielle Matrix zeigt sich nicht in der Ablehnung der Avantgarde, sondern in ihrer domestizierten Duldung.
Was „weltberühmt“ bedeuten soll in diesem Kontext, bleibt Spekulation. Die Bitumenschmelze zirkulierte in Kreisen, die sich für bedeutend halten – eine Bekanntheit, die sich aus Selbstbespiegelung nährt. büttners Trajektorie offenbart weniger künstlerische Notwendigkeit als den Willen zur Distinktion bei gleichzeitigem Bedürfnis nach Anerkennung durch eben jene Instanz, von der man sich abzugrenzen vorgibt.
Der Sonderling-Status, den ihm Wiesbaden attestiert, ist dabei keine Auszeichnung der Unangepasstheit, sondern Symptom einer gescheiterten Loslösung. büttner changiert zwischen familiären Verpflichtungen und schriftstellerischem Engagement – eine Dichotomie, die er nie auflöst, sondern performativ ausstellt. Das Unbehagen bleibt produktiv, weil es niemals Konsequenzen zeitigt.