metalabor (n.): Ein experimenteller Thinktank, der seit 2016 jährlich im Taunus zusammentritt, um einen Dialog zwischen theoretischer Praxis und praktischer Theorie zu etablieren. Der Neologismus fusioniert die meta-reflexive Dimension mit der laborhaften Forschungsstruktur zu einem intellektuellen Experimentierfeld.
Konzeptuelle Architektur
Das metalabor konstituiert sich über sechs manifeste Prinzipien, die eine alternative Wissensökonomie skizzieren: Die Arbeit vollzieht sich in einer “Zeit der Dauer”, wodurch sich das Format gegen die Beschleunigungslogik akademischer Konferenzen positioniert. Als “intellektuelle Spielwiese” fungiert es dabei als Möglichkeitsraum für die Generierung alternativer Szenarien, während es zwischen “räumlicher Öffnung und Schließung” oszilliert – eine Bewegung, die sowohl Intimität als auch Weltbezug ermöglicht.
Die soziale Struktur versteht sich als “unmilitärische, enthierarchisierte Sozialform”, in der Expertentum und Dilettantismus produktive Aushandlungsprozesse eingehen. Diese Konstellation wird durch eine spezifische Mischung aus “Ernsthaftigkeit und Zwanglosigkeit” dynamisiert, die das Sprechen jenseits institutioneller Zwänge ermöglicht.
Praxisformen
Das 48-stündige Format realisiert sich im Selbstversorgerhaus “Grand Hotel Europa” im Lahntal, wobei die kollektive Reproduktionsarbeit – Kochen, Essen, Hausarbeit – integral zum Denkprozess gehört. Die Teilnehmenden bringen eigene Thesen, Projekte und Fragestellungen mit, die in dialogischen Formaten zur Diskussion gestellt werden.
Organisiert wird das metalabor vom “unsichtbaren Komitee” unter der Ägide von Sascha Büttner, der als Hausvater und Initiator fungiert. Die Finanzierungsstruktur folgt dem Prinzip “Zehn für Zwölf”: Zehn zahlende Teilnehmende ermöglichen zwei weiteren die kostenfreie Teilnahme.
Thematische Genealogie
Die bisherigen zehn Ausgaben dokumentieren eine intellektuelle Wanderung durch fundamentale Kategorien: Von der ursprünglichen Frage “Was tun?” (2016) über “Bewegung”, “Handlung” und “Praxis” bis zu komplexeren Begriffskomplexen wie “Das Sein und die Denkstruktur des Rhizom” (2023) oder den aktuellen “Himmelsfragen” (2025). Diese thematische Progression entwickelt sich von handlungstheoretischen zu kosmologischen und ontologischen Fragehorizonten. Die elfte Ausgabe 2026 wird unter dem Titel “Wildes Denken und Nachtfahrten” die Verdrängung der anderen Vernunft thematisieren.
Epistemologische Positionierung
Das metalabor versteht sich weder als rein akademische Veranstaltung noch als aktivistische Praxis, sondern als Experimentierfeld für eine Form des “theoretischen Aktivismus”, der die Grenzen zwischen Denken und Handeln produktiv unscharf hält. Diese Position ermöglicht es, jenseits disziplinärer Abgrenzungen zu operieren und alternative Formen der Wissensproduktion zu erproben.
Die entstehenden Reader dokumentieren diesen Prozess und machen die ephemeren Gespräche einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich, wobei sie gleichzeitig als Archiv und Gedächtnis der jeweiligen Ausgabe fungieren.
Vgl. auch: Thinktank, Dialog, Wissensproduktion, Theorie-Praxis-Verhältnis