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Durationshorizontalität

[f., Singular; von lat. duratio = Dauer + horizontalis = waagerecht]

Zeitphilosophischer Begriff für eine Temporalität, in der alle Momente gleichzeitig präsent sind, ohne Hierarchie zwischen früher und später, zwischen Ursprung und Ziel. Die Durationshorizontalität beschreibt Werke, die weder einen eingefrorenen Augenblick zeigen noch eine Entwicklung nachvollziehen, sondern Zeit als ausgedehnte Fläche behandeln. Die Linien haben immer schon begonnen und werden nie enden – es gibt keinen privilegierten Moment der Entstehung, keinen Kulminationspunkt, kein Finale. Der Begriff korrespondiert mit Henri Bergsons Konzept der durée, der erlebten Zeit als kontinuierlichem Fluss, radikalisiert dieses aber: Während Bergson die Dauer als Strom versteht, der vom Vergangenen ins Zukünftige fließt, kollabiert die Durationshorizontalität diese Richtung – alle Zeitpunkte koexistieren auf einer Ebene, wie Schichten eines Palimpsests, die gleichzeitig lesbar sind. Diese Zeitlichkeit entspricht Büttners Konzept des Wiesbadener Raums als Testfeld, das seine eigene Temporalität generiert.