[f., Singular; von lat. color = Farbe + excisio = Herausschneiden]
Kunstpraktische Bezeichnung für die chirurgisch präzise Entfernung aller Chromatik aus dem künstlerischen Vokabular. Die Farbexzision geht über bloße Schwarz-Weiß-Präferenz hinaus und etabliert die Elimination des Farbigen als konzeptuelles Programm. Anders als die Monochromie, die sich auf eine einzige Farbe konzentriert, operiert die Farbexzision ausschließlich im Spektrum zwischen Schwarz und Weiß – sie schneidet Farbe heraus wie ein Chirurg krankes Gewebe. Diese Praxis korrespondiert mit der zen-buddhistischen Tuschmalerei, die in der Beschränkung auf schwarze Tusche und weißes Papier eine spirituelle Disziplin erkannte: Indem die Dinge aller Farbe entkleidet werden, erscheint ihre innere Struktur, ihr geistiger Kern. Die Farbexzision ist zugleich eine Form der Verweigerung gegenüber der Reizüberflutung spätmoderner Bildwelten – sie etabliert ein Regime visueller Askese, das den Blick für Kontraste, Texturen und Helligkeitsmodulationen schärft.