Eine Form des ziellosen, meditativen Gehens durch urbane Räume, bei der die Stadt nicht als kartografierter Raum mit festen Routen begriffen wird, sondern als fließender, atmender Organismus. Die Stadtwanderung folgt keinem Plan, sondern den spontanen Impulsen der Füße, des Körpers, der Intuition. Sie unterscheidet sich von der touristischen Stadterkundung durch das völlige Fehlen von Absicht […]
Enzyklopädie
Straßensatori
Plötzliches Erwachen oder Einsichtsmoment (satori), das sich während des ziellosen Gehens durch urbane Räume ereignet. Das Straßensatori ist nicht planbar oder herbeiführbar, es geschieht spontan in der Begegnung mit dem Alltäglichen – einem Schatten, einer Geste, einem Lichtfall. Es ist die urbane Variante der Erleuchtungserfahrung.
Subjektmigration
Bewegung zwischen verschiedenen biografischen und existenziellen Territorien als künstlerische Methode. Diese Migration vollzieht sich zeitlich (andere Epochen), sozial (andere Milieus), psychisch (andere Bewusstseinszustände). Büttner migriert in fremde Künstlerleben, durchwandert deren Existenzräume, eignet sich deren Denkformen an. Das Konzept erweitert die Aneignungsästhetik um die Dimension der Bewegung – Identität wird zum Reisenden, der zwischen Positionen zirkuliert, […]
Subtraktion
Methodische Praxis des systematischen Wegnehmens als künstlerisches Verfahren. Der Begriff beschreibt Büttners operative Logik der Eliminierung: Farbe wird subtrahiert, spektrale Komplexität reduziert, visuelle Information auf elementare Strukturen konzentriert. Subtraktion fungiert als Gegenmodell zu additiven Kompositionsstrategien und etabliert Reduktion als produktive Kraft. Die Terminologie betont den aktiven Charakter des Verzichts – nicht Mangel, sondern bewusste Beschränkung als ästhetische Operation.
Systemfriktionen
Reibungsverluste, die entstehen, wenn heterogene Rationalitäten aufeinandertreffen. Künstlerische Produktion folgt anderen Logiken als digitale Distribution, thermodynamische Prozesse anderen als kuratorische Absichten. Systemfriktionen bezeichnen die Störungen, Verzögerungen und Ausfälle, die an diesen Schnittstellen auftreten – und die sich, einmal erkannt, als produktive Momente begreifen lassen. In Büttners Praxis werden solche Friktionen zur Signatur: Die Bitumenschmelze gehorcht […]
Technikentbindung
Die systematische Befreiung ästhetischer Prinzipien aus ihrer historischen Mediengebundenheit. Büttners Technikentbindung vollzieht sich als konzeptueller Abstraktionsvorgang – traditionelle Kunstverfahren werden ihrer spezifischen Materialität enthoben und zu übertragbaren Gestaltungslogiken destilliert. Das Prinzip löst sich von seinem ursprünglichen Werkzeugkontext, während die strukturelle Intelligenz erhalten bleibt.
Technologie-Regression
Bewusster Rückgriff auf historisch überholte Aufzeichnungsverfahren als konzeptuelle Strategie. Im Kontext der Camera Obscura bezeichnet der Begriff die Elimination technischer „Verbesserungen“ zugunsten präindustrieller Simplizität. Technologie-Regression fungiert als Kritik an fortschrittsgläubiger Komplexitätssteigerung und etabliert primitive Medientechnik als epistemisches Instrument. Die scheinbare Rückständigkeit erweist sich als konzeptuelle Progression – weniger Technik ermöglicht mehr Erkenntnis.
Teilnahme-Attrappe
Partizipationsangebot, das seine eigene Dysfunktionalität ausstellt. Der Begriff beschreibt Strukturen, die vorgeben, Beteiligung zu ermöglichen, aber systematisch jede tatsächliche Teilhabe blockieren. Büttners „Besucherraum 1″ demonstriert diese Logik exemplarisch: Das Buch liegt bereit, der Stift ist da, der Tisch wartet – aber alles ist unzugänglich, festgenagelt, durch Stacheldraht gesichert. Die Attrappe ironisiert die Partizipationsrhetorik der 1990er […]
Temporalbruch
Diskontinuität im Zeitkontinuum, die lineare Chronologie suspendiert und verschiedene Zeitebenen kollidieren lässt. Dieser Bruch ist mehr als Anachronismus – er bezeichnet Momente, in denen die Zeit selbst aus den Fugen gerät, Vergangenheit in die Gegenwart einbricht, Zukunft retroaktiv die Vergangenheit umschreibt. Büttners Installation inszeniert einen solchen Bruch: 1995 trifft auf 1945, die Fotografien von 1995 […]
Temporale Verdichtungsökonomie
Zeitnutzungsmodell, das intensive Konzentration gegen extensive Informationsanhäufung setzt. Der Begriff beschreibt das metalabor-Prinzip, durch bewusste zeitliche Begrenzung (48 Stunden) maximale kognitive Verdichtung zu erreichen. Temporale Verdichtungsökonomie steht im Gegensatz zur quantitativen Logik akademischer Wissensproduktion (Semesterdauer, Publikationsmengen, Tagungszyklen) und etabliert Intensität als Alternative zu Extensität. Das Konzept verbindet Büttners Camera Obscura-Prinzip (maximale Reduktion für optimale Konzentration) […]