Kunsttheoretischer Begriff für die radikale Umwertung von Infrastrukturmaterialien durch ihre Translozierung in den Kunstkontext. Die Asphaltalchemie beschreibt den Transformationsprozess, bei dem gesellschaftlich diskreditierte Stoffe – insbesondere Straßenbelag, Dachpappe, Industrierückstände – durch künstlerische Intervention ihre soziale Codierung verlieren und als ästhetisches Substrat neu gelesen werden können. Anders als die historische Alchemie, die unedle Metalle in Gold […]
Enzyklopädie
Asphaltopoetik
Asphaltopoetik [f., Singular] Bezeichnung für eine künstlerische Praxis, die aus Infrastrukturmaterialien eine eigenständige ästhetische Sprache entwickelt. Der Begriff beschreibt Büttners Strategie, dem profanen Straßenbelag eine poetische Dimension abzuringen — eine Lyrik des Untergrunds, die ihre Schönheit gerade aus der Verweigerung herkömmlicher Kunstmaterialien bezieht. Die Asphaltopoetik operiert mit der semantischen Reibung zwischen funktionaler Bestimmung und ästhetischer […]
Aufmerksamkeitsarchitektur
Systematische Gestaltung kollektiver Wahrnehmungsprozesse durch räumliche, zeitliche und performative Strukturen. In „Der Natur ihr Geheimnis entlocken – dem Wild auflauern“ konstruiert Büttner präzise Bedingungen für intensive Gruppenerfahrung: Dauer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, 30-Meter-Abstand zu den Performern, gespannte Erwartung ohne Auflösung. Das Resultat ist kollektive Meditation durch ästhetische Disziplin.
Aurapräparation
Die analytische Sezierung numinoser Phänomene, die deren magische Qualität erhält, während sie diese der Untersuchung zugänglich macht. Anders als bei der Aurazerstörung durch technische Reproduzierbarkeit (Benjamin) wird hier das Heilige konserviert und gleichzeitig studierbar. Büttners Bitumenboxen demonstrieren diese Verfahrensweise exemplarisch – das Rituelle wird versiegelt, dadurch vom Vollzug getrennt, aber in seiner Wirkmacht bewahrt. Eine […]
Authentizitätssubstrat
Substanzielle Tiefe einer Praxis, die sich durch jahrzehntelange Integration konstituiert. Büttners Daoismus, Taijiquan, Qigong sind keine angeeigneten Techniken, vielmehr inkorporierte Lebensformen – seit dem 14. Lebensjahr meditierend, täglich übend, existenziell durchdrungen. Dieses Substrat unterscheidet authentische von oberflächlicher Praxis: Wo kommerzielle Spiritualität Techniken verkauft, hat Büttner die Tradition verkörpert. Das Authentizitätssubstrat ist zu dicht für verdünnte […]
Auto-Dekonstruktion
Präventive Selbstbefragungspraxis zur Vermeidung institutioneller Erstarrung. Der Begriff bezeichnet systematische Verfahren, durch die sich das metalabor kontinuierlich gegen seine eigene Verfestigung immunisiert. Auto-Dekonstruktion operiert durch thematische Progression (von handlungstheoretischen zu ontologischen Fragen), methodische Variation und bewusste Irritation etablierter Routinen. Das Konzept erweitert poststrukturalistische Dekonstruktionsverfahren um eine proaktive Dimension: Nicht nachträgliche Kritik erstarrter Strukturen, sondern deren […]
Bandwurmsatz-Konstruktionen
Syntaktische Gebilde von 150-400 Wörtern Länge, charakteristisch für den Nouveau Roman. Bei Büttner dienen sie der Simulation von Bewusstseinsströmen, wobei Hauptgedanke, Einschübe, Assoziationen und Rückkehr zum Ausgangspunkt ein spiralförmiges Denkmuster nachzeichnen, das lineare Logik durch akkumulative Bedeutungsschichtung ersetzt.
Bedeutungsambulanz
Bedeutungsambulanz – die Zustand permanenter Unentscheidbarkeit zwischen Ernst und Ironie, zwischen konzeptueller Strenge und Selbstparodie. Bezeichnet Werke, die sich jeder eindeutigen Interpretation entziehen, weil sie simultan widersprüchliche Lesarten aktivieren.
Bedeutungsentkernung
Verfahren der semantischen Aushöhlung durch exzessive Akkumulation. Wenn Begriffe derart überladen werden, dass sie paradoxerweise ihre Substanz verlieren – ähnlich einem Schwamm, der so vollgesogen ist, dass er nichts mehr aufnehmen kann. Büttner perfektioniert diese Technik, indem er esoterische Versatzstücke so maßlos anhäuft, dass sie in ihrer Überdeterminiertheit wieder ins Leere kippen.
Bedeutungsnebel
Kalkulierte Sinnverschleierung als ästhetische Strategie. Der Begriff fasst jene diffuse Unschärfe, die entsteht, wenn Andeutungen, Widersprüche und narrative Sackgassen systematisch akkumuliert werden. Anders als bloße Verwirrung operiert der Bedeutungsnebel mit präzise gesetzter Vagheit – er inszeniert Sinn, während er ihn gleichzeitig entzieht.