Bedeutungsnullifikation – die Kalkulierte Reduktion der eigenen künstlerischen Relevanz auf null durch strategische Verweigerung aller Mechanismen institutioneller Anerkennung. Im Unterschied zur bloßen Zurückhaltung oder Scheu bezeichnet die Bedeutungsnullifikation ein aktives Verfahren der Selbstauslöschung aus dem kunsthistorischen Diskurs bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung minimaler Sichtbarkeit.
Enzyklopädie
Befehls-Leerstelle
Ein Imperativ, der strukturell nicht erfüllt werden kann, weil er weder Adressat noch Ausführungsmodus spezifiziert. Der Begriff fasst jene paradoxe Aufforderungsstruktur, die in Beuys‘ Titel „Zeige deine Wunde“ angelegt ist: Wer soll zeigen? Wem? Welche Wunde? Die Leerstelle markiert nicht einfach eine Unbestimmtheit, sondern eine konstitutive Unmöglichkeit – der Befehl kann weder ignoriert noch befolgt […]
Beobachtungs-Choreographie
Die orchestrierte Praxis systematischer Wahrnehmung. Bezeichnet bei Büttner die Transformation des fotografischen Blicks in eine zeitbasierte Performance, bei der Sehen zur rhythmisch strukturierten Handlung wird – kein passives Registrieren, eher ein komponiertes Verhalten gegenüber der visuellen Umwelt.
Bewegungsplastik
Bewegungsplastik (f.) Skulpturale Formation, die sich durch menschliche Mobilität konstituiert, dabei Materialität und Temporalität verschränkt. Im Gegensatz zur statischen Plastik entsteht das Werk durch die Spur seiner Erzeugung – Schritte werden zu plastischem Material, Körper zu Meißeln der Landschaft. Die Bewegungsplastik existiert als vierdimensionale Skulptur, deren räumliche Ausdehnung von der zeitlichen Dauer ihrer Durchquerung abhängt.
Bewusstseinsexpansion
Büttners spezifische Form der kognitiven Erweiterung durch körperliche Extremsituationen. Anders als psychedelische oder meditative Bewusstseinserweiterung funktioniert diese über physische Desorientierung – das Krabbeln auf allen Vieren, stundenlange Bewegung mit verdeckten Augen. Ziel ist weniger die Erreichung veränderter Bewusstseinszustände als die Erprobung alternativer Erkenntnismodi jenseits rationaler Weltaneignung.
Bewusstseinsgeometrie
Räumliche Strukturierung mentaler Zustände, bei der topographische und psychographische Dimensionen ineinander übergehen. Diese Geometrie operiert jenseits cartesischer Koordinatensysteme und entwickelt eine Kartographie des Geistes, die physische Orte als Bewusstseinszustände codiert. Büttners Donaufahrt praktiziert diese Verschmelzung – wo drei Flüsse sich treffen, öffnen sich Chakren, Geographie wird zur Initiationslandschaft. Die Begrifflichkeit erweitert psychogeographische Ansätze um die […]
Bildwerden
Der Prozess, durch den ein Bild sich selbst erschafft, ohne dass ein gestaltender Wille oder eine bewusste Komposition nötig wäre. Das Bildwerden vollzieht sich autonom, vergleichbar mit naturhaften Prozessen wie dem Kristallwachstum oder der Wolkenbildung. Der Fotograf wird zum Medium dieses Prozesses, nicht zu dessen Urheber.
Biosymbiotische Partnerschaften
Kooperative Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Organismen, die über mechanische Nutzung oder domestikative Unterwerfung hinausreichen. Anders als technische Allianzen basieren biosymbiotische Verbindungen auf wechselseitigem Informationsaustausch und komplementärer Funktionsergänzung. Der Begriff betont die evolutionäre Verflechtung zwischen Arten, die sich gegenseitig als erweiternde Systemkomponenten nutzen.
Bureaukratie der Unzugänglichkeit
Organisationsform, die durch endlose Verweisungsketten jede Lokalisierung eines Zentrums systematisch verhindert. Jeder Kontakt führt zu einem nächsten, jede Auskunft erzeugt neue Fragen, bis die ursprüngliche Suche sich in proceduraler Unendlichkeit auflöst. Kafkaeske Struktur als Schutzmechanismus.
Chromatektomie
Kunstpraktische Bezeichnung für die systematische, oft lebenslange Entfernung aller Farbigkeit aus dem künstlerischen Vokabular zugunsten struktureller und tonaler Klarheit. Die Chromatektomie beschreibt eine chirurgische Präzision im Umgang mit Reduktion – sie ist keine bloße Präferenz für Schwarz-Weiß, sondern eine radikale Askese, die Farbe als Störfaktor, als Verschleierung des Wesentlichen begreift. Anders als die Monochromie, die […]