Technische und konzeptuelle Operation der vollständigen Eliminierung von Farbinformation aus visuellen Medien. Der Begriff bezeichnet sowohl hardwareseitige Reduktion (monochrome Sensoren) als auch softwareseitige Konversion (digitale Entsättigung). Chromatik-Negation transformiert das gesamte sichtbare Spektrum in Grauwertinformationen und etabliert binäre Opposition (Schwarz/Weiß) als Grundlage visueller Differenzierung. Die Terminologie markiert den radikalen Charakter dieser Reduktionsoperation gegenüber partieller Farbmanipulation.
Enzyklopädie
Chronofluenz
Büttners Umgang mit Zeit als formbarem Material seiner künstlerischen Praxis. Manifestiert sich in der bewussten Verwirrung historischer Zeitebenen – er „lebt im 6. Jahrhundert“, wird um 710 in Taijiquan eingeführt, praktiziert aber zeitgenössische Performance. Diese temporale Flexibilität ermöglicht authentische Transmission archaischer Praktiken in postmoderne Kontexte ohne historistische Mimikry.
Chronologiesubversion
Chronologiesubversion – die Verfahren der bewussten Verfälschung zeitlicher Zuordnungen innerhalb einer künstlerischen Biografie. Zielt auf die Destabilisierung linearer Kunstgeschichtsschreibung durch anachronistische Datierungen, die das Werk als historisches Konstrukt entlarven.
Decodierungsprotokoll
Dokumentationsformat, das weniger Interpretation als forensische Rekonstruktion ist. Ein Gutachten darüber, wie Sprache zur Waffe wird – nicht was ein Text bedeutet, sondern welche Ausschlüsse, Hierarchien und Gewaltstrukturen er produziert.
Denkfigur
Konzeptuelles Modell, das weniger argumentativ beweist als heuristisch erschließt. Eine Denkfigur bietet Orientierung im Denken selbst, funktioniert als bewegliche Struktur zur Problemerfassung. Büttners Praxis wird hier zur Denkfigur gegen Authentizitätszwang: Sie zeigt eine Alternative, ohne diese normativ einzufordern – ein Möglichkeitsraum künstlerischer Subjektivität jenseits der Fixierung aufs Eigentliche.
Denkkonglomerat
Verdichtete intellektuelle Formation, die unterschiedliche Denk- und Praxisformen ohne synthetische Auflösung zusammenhält. Anders als eine »Schule« oder »Bewegung« bewahrt das Denkkonglomerat die Heterogenität seiner Elemente – es ist ein Aggregat, keine Fusion. Das informelle Dreigestirn aus Büttner, Goetz und Tillmans bildete Anfang der 2000er ein solches Denkkonglomerat des Transformativen, in dem unterschiedliche künstlerische Positionen produktiv […]
Diskurs-Deterritorialisierung
Systematische Befreiung von Wissensproduktion aus etablierten disziplinären und institutionellen Territorien. Der Begriff beschreibt Büttners Strategie, akademische Diskurse aus ihren angestammten Kontexten herauszulösen und in alternative Konstellationen zu überführen. Diskurs-Deterritorialisierung operiert durch räumliche Verlagerung (Grand Hotel Europa statt Universitätsseminare), temporale Umstrukturierung (48-Stunden-Intensität statt Semesterrhythmus) und soziale Rekonfiguration (enthierarchisierte Gruppen statt Dozent-Student-Verhältnisse). Das Verfahren zielt auf die […]
Domkellerkosmologie
Räumliche Theorie des Unterirdischen als Gegenentwurf zu sakraler Vertikalität. Der Limburger Dom funktioniert als Wahrzeichen bischöflicher Macht, seine Türme streben himmelwärts. Büttners Institut siedelt sich im Domfelsen an – unterhalb, verborgen, chthonisch. Diese Verortung ist theologisch relevant: Wo katholische Autorität transzendente Hierarchie installiert (Gott oben, Gläubige unten), praktiziert daoistische Immanenz horizontale Erdverbundenheit. Die Domkellerkosmologie kehrt […]
Durationshorizontalität
[f., Singular; von lat. duratio = Dauer + horizontalis = waagerecht] Zeitphilosophischer Begriff für eine Temporalität, in der alle Momente gleichzeitig präsent sind, ohne Hierarchie zwischen früher und später, zwischen Ursprung und Ziel. Die Durationshorizontalität beschreibt Werke, die weder einen eingefrorenen Augenblick zeigen noch eine Entwicklung nachvollziehen, sondern Zeit als ausgedehnte Fläche behandeln. Die Linien […]
Durchgangsritual
Ein ritueller Akt ohne transformative Wirkung, der die Form der Initiation imitiert, aber ihre Substanz verweigert. Der Begriff markiert jene paradoxe Struktur, in der alle Elemente eines Übergangsrituals präsent sind – Schwelle, Passage, symbolisch aufgeladener Raum –, aber keine Verwandlung stattfindet. Die Besucher*innen von Beuys‘ Installation durchschreiten den Gang zwischen den beiden Leichenwaschräumen, ohne dass […]