Eintonungskunst (f.): Subtile Praxis des aufeinander Hörens, durch die Menschen lernen, den Rhythmus des anderen zu erfassen, seine Melodie in der Kakophonie der Bedeutungen wahrzunehmen. Der Neologismus fusioniert musikalische Konnotationen (Einstimmung, Intonation) mit erlernbarer Kunstfertigkeit. Eintonungskunst beschreibt den Prozess, durch den Spieler im Spiel der Homonymien eine gemeinsame Frequenz finden, ohne dass explizite Regeln formuliert […]
Enzyklopädie
Endlichkeitspolitik
Gesellschaftskritische Strategie, die bewusst das Begrenzte gegen neoliberale Wachstumsimperative setzt. Diese Form der Politik operiert nicht mit quantitativen Steigerungslogiken, sondern kultiviert eine Ästhetik des Genügens. Sie widersteht dem kapitalistischen Zwang zur permanenten Expansion und entwickelt alternative Modelle des Umgangs mit Ressourcen und Zeit.
Entgrenzungsritualik
Performative Praxis, die bewusst etablierte Kategorien von Kunst, Therapie und spiritueller Übung durchbricht. Bei Büttner manifestiert sich diese als methodische Auflösung der Grenzen zwischen Performer und Zuschauer, zwischen ästhetischer Erfahrung und existenzieller Transformation. Die spanische Plastiktüten-Performance exemplifiziert diese Technik: ritueller Rahmen ohne religiösen Überbau, spirituelle Intensität ohne esoterische Rhetorik.
Entkörperlichung
Prozessbegriff für die fortschreitende Digitalisierung kultureller Praktiken, die physische Materialität zugunsten virtueller Repräsentation aufgibt. Entkörperlichung beschreibt den Übergang von haptischen zu visuellen, von analogen zu digitalen, von stofflichen zu informationellen Kunstformen. Während diese Entwicklung neue Möglichkeiten eröffnet, eliminiert sie gleichzeitig sinnliche Dimensionen, die für ästhetische Erfahrung konstitutiv bleiben. Künstlerische Strategien der Re-Materialisierung reagieren auf diese […]
Erfahrungsauslöschung
Systematische Tilgung des Subjektiven und Erfahrungshaften durch theoretische Rationalisierung. Die Erfahrungsauslöschung bezeichnet jenen Prozess, bei dem das Transformative durch Übersetzung in rationale Kategorien seiner Qualität beraubt wird – eine Form intellektueller Neutralisierung, die gerade durch den Anspruch auf Vollständigkeit das Wesentliche verfehlt. Büttner diagnostiziert diese Operation als Grundmodus kunsttheoretischer Wissenspraxis.
Erinnerungsdispositiv
Foucault’sche Figuration auf das Gedächtnisfeld übertragen – ein Geflecht aus diskursiven Praktiken, institutionellen Arrangements und Machtrelationen, das determiniert, welche Vergangenheiten sagbar werden. Das Dispositiv operiert dabei subtiler als explizite Zensur: Es strukturiert das Feld des Möglichen vor, lässt bestimmte Erinnerungen aufscheinen, während andere im Schatten verschwinden. Büttners zerstreute Steine unterlaufen diese Ordnung durch ihre radikale […]
Erklärungsentzug
Systematische Verweigerung von Transparenz, die sich als Handbuch, Manifest oder Kompendium tarnt. Der Begriff markiert jene paradoxe Geste, bei der dokumentarische Fülle gerade nicht zur Klärung führt, sondern die Verschleierung potenziert. Büttners „Wiesbadener Raum“-Kompendium praktiziert diesen Entzug: Es legt Material vor, stapelt Referenzen, bietet scheinbar Zugang – aber jede Erklärung erzeugt neue Unklarheiten. Das System […]
Existenzarchitektur
Der „Wiesbadener Raum“ als strukturierte Verschmelzung aller Lebensbereiche zu einem kohärenten Kunstwerk. Büttner organisiert Wohnen, Arbeiten, Lehren, Schreiben, Fotografieren als Elemente einer systematischen Lebenspraxis. Diese Ganzheitlichkeit funktioniert durch methodische Integration statt romantischer Totalität – jede Aktivität verstärkt die anderen, ohne dass eine dominiert.
Externalisierungsimperativ
Sprachliche Struktur, die strukturelle und systemische Probleme ins Individuum verlagert und als persönliche Defizite reformuliert. Die Aufforderung „an sich zu arbeiten“ verwandelt gesellschaftliche Widersprüche in private Aufgaben. Typisch für Self-Help-Rhetorik und therapeutisches Management.
Farb-Verzicht
Aktive Verweigerung chromatischer Information als Widerstandspraxis gegen spektakuläre Bilderflut. Der Begriff beschreibt bewusste Abstinenz von Farbsättigung in einer visuell überreizten Medienkultur. Farb-Verzicht etabliert Reduktion als ethische Position und Konzentration als Gegenmodell zu sensorischer Überstimulation. Die Terminologie betont den politischen Charakter dieser ästhetischen Entscheidung – Verzicht als Kritik an konsumptiver Bilderinflation.