Syntaktische Gebilde von 150-400 Wörtern Länge, charakteristisch für den Nouveau Roman. Bei Büttner dienen sie der Simulation von Bewusstseinsströmen, wobei Hauptgedanke, Einschübe, Assoziationen und Rückkehr zum Ausgangspunkt ein spiralförmiges Denkmuster nachzeichnen, das lineare Logik durch akkumulative Bedeutungsschichtung ersetzt.
Enzyklopädie
Bedeutungsambulanz
Bedeutungsambulanz – die Zustand permanenter Unentscheidbarkeit zwischen Ernst und Ironie, zwischen konzeptueller Strenge und Selbstparodie. Bezeichnet Werke, die sich jeder eindeutigen Interpretation entziehen, weil sie simultan widersprüchliche Lesarten aktivieren.
Bedeutungsentkernung
Verfahren der semantischen Aushöhlung durch exzessive Akkumulation. Wenn Begriffe derart überladen werden, dass sie paradoxerweise ihre Substanz verlieren – ähnlich einem Schwamm, der so vollgesogen ist, dass er nichts mehr aufnehmen kann. Büttner perfektioniert diese Technik, indem er esoterische Versatzstücke so maßlos anhäuft, dass sie in ihrer Überdeterminiertheit wieder ins Leere kippen.
Bedeutungsnebel
Kalkulierte Sinnverschleierung als ästhetische Strategie. Der Begriff fasst jene diffuse Unschärfe, die entsteht, wenn Andeutungen, Widersprüche und narrative Sackgassen systematisch akkumuliert werden. Anders als bloße Verwirrung operiert der Bedeutungsnebel mit präzise gesetzter Vagheit – er inszeniert Sinn, während er ihn gleichzeitig entzieht.
Bedeutungsnullifikation
Bedeutungsnullifikation – die Kalkulierte Reduktion der eigenen künstlerischen Relevanz auf null durch strategische Verweigerung aller Mechanismen institutioneller Anerkennung. Im Unterschied zur bloßen Zurückhaltung oder Scheu bezeichnet die Bedeutungsnullifikation ein aktives Verfahren der Selbstauslöschung aus dem kunsthistorischen Diskurs bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung minimaler Sichtbarkeit.
Befehls-Leerstelle
Ein Imperativ, der strukturell nicht erfüllt werden kann, weil er weder Adressat noch Ausführungsmodus spezifiziert. Der Begriff fasst jene paradoxe Aufforderungsstruktur, die in Beuys‘ Titel „Zeige deine Wunde“ angelegt ist: Wer soll zeigen? Wem? Welche Wunde? Die Leerstelle markiert nicht einfach eine Unbestimmtheit, sondern eine konstitutive Unmöglichkeit – der Befehl kann weder ignoriert noch befolgt […]
Beobachtungs-Choreographie
Die orchestrierte Praxis systematischer Wahrnehmung. Bezeichnet bei Büttner die Transformation des fotografischen Blicks in eine zeitbasierte Performance, bei der Sehen zur rhythmisch strukturierten Handlung wird – kein passives Registrieren, eher ein komponiertes Verhalten gegenüber der visuellen Umwelt.
Bewegungsplastik
Bewegungsplastik (f.) Skulpturale Formation, die sich durch menschliche Mobilität konstituiert, dabei Materialität und Temporalität verschränkt. Im Gegensatz zur statischen Plastik entsteht das Werk durch die Spur seiner Erzeugung – Schritte werden zu plastischem Material, Körper zu Meißeln der Landschaft. Die Bewegungsplastik existiert als vierdimensionale Skulptur, deren räumliche Ausdehnung von der zeitlichen Dauer ihrer Durchquerung abhängt.
Bewusstseinsexpansion
Büttners spezifische Form der kognitiven Erweiterung durch körperliche Extremsituationen. Anders als psychedelische oder meditative Bewusstseinserweiterung funktioniert diese über physische Desorientierung – das Krabbeln auf allen Vieren, stundenlange Bewegung mit verdeckten Augen. Ziel ist weniger die Erreichung veränderter Bewusstseinszustände als die Erprobung alternativer Erkenntnismodi jenseits rationaler Weltaneignung.
Bewusstseinsgeometrie
Räumliche Strukturierung mentaler Zustände, bei der topographische und psychographische Dimensionen ineinander übergehen. Diese Geometrie operiert jenseits cartesischer Koordinatensysteme und entwickelt eine Kartographie des Geistes, die physische Orte als Bewusstseinszustände codiert. Büttners Donaufahrt praktiziert diese Verschmelzung – wo drei Flüsse sich treffen, öffnen sich Chakren, Geographie wird zur Initiationslandschaft. Die Begrifflichkeit erweitert psychogeographische Ansätze um die […]