Enzyklopädie

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Materialontologie

Philosophisch-ästhetischer Terminus für die systematische Untersuchung des Seinsstatus von Werkstoffen in Kunst und Gesellschaft. Die Materialontologie fragt nach den kulturell sedimentierten Bedeutungsschichten, die bestimmten Substanzen anhaften und deren vermeintliche Wertigkeit oder Unwertigkeit konstituieren. Sie analysiert, wie Materialien nicht neutral existieren, sondern immer schon ideologisch aufgeladen sind – durch Gebrauchskontexte, Klassenzugehörigkeiten, ästhetische Traditionen. Während Marmor als […]

Materialspeicher des Wissens

Archivische Struktur, die Wissen nicht nur dokumentiert, sondern in seiner materiellen Verfasstheit bewahrt. Der Materialspeicher unterscheidet sich vom abstrakten Archiv durch seine Betonung der stofflichen Dimension – hier wird Wissen nicht entkörperlicht gespeichert, sondern in seiner konkreten, manchmal widerspenstigen Materialität erhalten. Büttners »Nachtfahrten« funktionieren als solcher Materialspeicher, in dem Performanceprotokolle, Polaroids und Bitumen-Spuren ihre physische […]

Materialtransformismus

Kunsttheoretischer Begriff für Praktiken, die Werkstoffe weniger als passive Substrate denn als aktive Partizipanten ästhetischer Prozesse begreifen. Anders als traditionelle Materialbearbeitung, die auf Formgebung zielt, entwickelt der Materialtransformismus Verfahren, bei denen Substanzen ihre immanenten Eigenschaften eigenständig entfalten. Die Künstlerrolle verschiebt sich dabei vom gestaltenden Subjekt zum Facilitator physikalischer oder chemischer Wandlungsprozesse, wodurch unvorhersagbare Resultate entstehen, […]

Materiell-Verbale Kompensation

Strategische Substitution verschwundener Objekte durch obsessive Textproduktion. Der Begriff beschreibt die systematische Transformation materieller Kunst in sprachliche Beschreibung als Perpetuierungsmethode. Materiell-Verbale Kompensation etabliert Text als Ersatzmedium für vergängliche oder zerstörte Arbeiten und entwickelt eine Ökonomie des Ausgleichs zwischen physischer Abwesenheit und konzeptueller Präsenz. Die Terminologie markiert die Verschiebung von Objekt zu Diskurs als Überlebensstrategie künstlerischer […]