Intertextuelles System, in dem jede Spur zur Falle wird und Aufklärung in Desorientierung umschlägt. Der Begriff fasst jene Überproduktion von Verweisen, die nicht mehr hierarchisierbar sind – alles verweist auf alles, nichts lässt sich mehr als primär oder sekundär identifizieren. Büttners „Wiesbadener Raum“ operiert als Referenzsumpf: Konzeptkunst, Appropriation Art, Fake, Plagiarismus, Neoismus – die Bezüge […]
Enzyklopädie
Rekrutierungsmaschine
Infrastruktur zur Anwerbung neuer Mitglieder, die nach strategischem Prinzip arbeitet: Man bereitet den Boden so gründlich vor, dass der eigentliche Konflikt bereits entschieden ist, bevor er überhaupt sichtbar wird. Die Rekrutierung erfolgt durch harmlose Fassaden – Buchclubs, Leserzirkel –, die Bildungsbürgertum als Tarnung nutzen.
Reproduktionsironie
Reproduktionsironie – die Strategie, bei der ein Werk, das Originalität und Präsenz negiert, ausschließlich als Kopie existiert. Meint die paradoxe Situation, in der die Replik authentischer ist als ein Original, das möglicherweise niemals existierte, wodurch die Unterscheidung zwischen Original und Kopie selbst hinfällig wird.
Resonanzgeflecht
Vernetzte Struktur wechselseitiger Wirkungsbeziehungen, die sich nicht hierarchisch, sondern rhizomatisch organisiert. Anders als der klassische »Resonanzraum« betont das Geflecht die Materialität und Verflechtung der Resonanzlinien – ein dichtes Netz aus Reaktionen, Antworten, Echos, das keine Zentren kennt, sondern nur Knotenpunkte unterschiedlicher Verdichtung. Büttners »Nachtfahrten« erzeugen ein solches Geflecht zwischen Kunstzeitschriften, Szene-Medien und alternativen Diskursen.
Resonanzliteratur
Texte, die Mitfühlen direkt auslösen statt es thematisch zu verhandeln. Diese Literatur operiert weniger über Identifikation als über somatische Ansteckung – die Geburt, die Büttner hört, erzeugt physische Resonanz im Leser. Das Konzept verschiebt den Fokus von repräsentationaler zu performativer Funktion von Sprache. Worte werden zu Übertragungsmedien affektiver Zustände. Die Resonanzliteratur nutzt rhythmische, klangliche, syntaktische […]
Restästhetik
Ästhetische Strategie, die gerade im industriell Übriggebliebenen, in Verwertungsresten und Destillationsendprodukten, das Substrat für künstlerische Kontemplation findet. Die Restästhetik kehrt die traditionelle Logik der Materialauswahl um: Statt dem Erlesenen, Seltenen, Kostbaren wendet sie sich demonstrativ dem zu, was Produktionsprozesse als wertlos aussortieren. Sie arbeitet mit dem, was nach vollzogener Extraktion, Raffination, Destillation übrig bleibt – […]
Rezeptionsverweigerung
Rezeptionsverweigerung – die Kuratorische oder künstlerische Strategie, die dem Publikum bewusst keine Erfahrungsmöglichkeit bietet. Meint die konsequente Anwendung eines anti-produktiven Programms auf die Ausstellungssituation selbst, wobei die Leere keine symbolische Geste, sondern buchstäbliche Umsetzung darstellt.
Ritualkonservierung
Versiegelung spiritueller Gesten zur kritischen Untersuchung ihrer Funktionsweisen. Diese Konservierung unterscheidet sich von ethnographischer Dokumentation durch ihre Suspendierung des Vollzugs – das Ritual wird eingefroren, seiner Handlungsqualität beraubt, aber in seiner Potentialität bewahrt. Büttners Bitumenboxen praktizieren diese Methode physisch. Die eingekapselten Gesten bleiben wirkmächtig, werden aber der unmittelbaren Ausführung entzogen. Ein archäologisches Verfahren, das sein […]
Rollenpermeabilität
Durchlässigkeit der Künstlerpersona für fremde Existenzweisen und Denkformen. Diese Permeabilität meint keine beliebige Fragmentierung, sondern kontrollierte Öffnung der Identitätsgrenzen. Die Rolle wird porös, lässt Anderes eindringen, ohne die eigene Struktur vollständig aufzugeben. Büttners Praxis – „kleidet sich wie der Fremde, spricht wie der Fremde“ – zeigt diese durchlässige Identitätsarbeit. Das Konzept beschreibt einen Zustand zwischen […]