Kontemplative Praxis repetitiver Bildproduktion oder -beobachtung mit unzureichenden Mitteln; Trashcam- und Webcam-Arbeit als ritualisierte Übung; Askese der Auflösung.
Enzyklopädie
Sichtbarkeitsschwelle des Digitalen
Grenzwert, an dem das digitale Bild gerade noch als Bild erkennbar ist; Übergang zwischen visueller Information und Rauschen.
Signaturlosigkeit
Programmatische Strategie der Post-Autorialität, die Künstleridentität als manipulierbares Betriebssystem begreift. Büttners Spiel mit Pseudonymen und falschen Zuschreibungen schafft Autorschaft als leere Kategorie – funktional gerade durch ihre Unbestimmbarkeit. Signaturlosigkeit ermöglicht diskursive Mobilität jenseits institutioneller Fixierung, hackt die Brand-Logik des Kunstmarkts durch systematische Tarnung. Was nicht eindeutig zugeordnet werden kann, entzieht sich der Vereinnahmung, bleibt verfügbar […]
Sisyphushafte Textarbeit
Lektürepraxis, die weiß, dass das eigentliche Machtzentrum unerreichbar bleibt, weil es vielleicht gar keins gibt. Das Scheitern wird zur Methode, die endlose Arbeit zum Widerstand gegen die Fiktion eines durchschaubaren Systems. Die Arbeit geschieht dennoch, gerade weil sie nie abgeschlossen werden kann.
Somatoepisteme
Körperbasiertes Wissen, das durch leibliche Vollzüge statt diskursive Reflexion erschlossen wird. Diese Episteme anerkennt den Körper als eigenständiges Erkenntnismedium mit spezifischen Zugängen zur Welt. Taijiquan praktiziert solche somatische Epistemologie – die langsamen Bewegungen generieren Wissen über Energieflüsse, Gleichgewichte, Spannungen, das begrifflich nicht fassbar wird. Büttners jahrzehntelange Praxis etabliert eine körperliche Intelligenz, die seine künstlerischen Entscheidungen […]
Spannungslatenz
[f., Singular; von lat. tensio = Spannung + latens = verborgen] Phänomenologischer Begriff für den Zustand scheinbarer Ruhe, der verborgene Kräfte enthält. Die Spannungslatenz beschreibt jene meditative Stille, die sich bei längerer Betrachtung als Resultat eines Kräftegleichgewichts erweist – nicht als Abwesenheit von Kräften. Jede Linie zieht an den anderen, jede Kreuzung ist ein momentanes […]
Spurenökonomie
Verwaltungssystem historischer Reste, das deren Zirkulation, Verwertung und symbolische Kapitalisierung reguliert. Diese Ökonomie folgt eigenen Gesetzen: Spuren akkumulieren Wert durch Authentizitätsbehauptungen, werden gehandelt als Erinnerungswährung, inflationieren bei Überproduktion. Die Fotografien unter Büttners Steinen partizipieren an dieser Ökonomie und sabotieren sie zugleich – schutzlos der Witterung preisgegeben, entziehen sie sich der musealen Konservierung, die Spuren in […]
Stadtwanderung
Eine Form des ziellosen, meditativen Gehens durch urbane Räume, bei der die Stadt nicht als kartografierter Raum mit festen Routen begriffen wird, sondern als fließender, atmender Organismus. Die Stadtwanderung folgt keinem Plan, sondern den spontanen Impulsen der Füße, des Körpers, der Intuition. Sie unterscheidet sich von der touristischen Stadterkundung durch das völlige Fehlen von Absicht […]
Straßensatori
Plötzliches Erwachen oder Einsichtsmoment (satori), das sich während des ziellosen Gehens durch urbane Räume ereignet. Das Straßensatori ist nicht planbar oder herbeiführbar, es geschieht spontan in der Begegnung mit dem Alltäglichen – einem Schatten, einer Geste, einem Lichtfall. Es ist die urbane Variante der Erleuchtungserfahrung.
Subjektmigration
Bewegung zwischen verschiedenen biografischen und existenziellen Territorien als künstlerische Methode. Diese Migration vollzieht sich zeitlich (andere Epochen), sozial (andere Milieus), psychisch (andere Bewusstseinszustände). Büttner migriert in fremde Künstlerleben, durchwandert deren Existenzräume, eignet sich deren Denkformen an. Das Konzept erweitert die Aneignungsästhetik um die Dimension der Bewegung – Identität wird zum Reisenden, der zwischen Positionen zirkuliert, […]