[f., Singular; von lat. processus = Fortgang + improvisus = unvorhergesehen]
Kunstpraktischer Begriff für ein Entstehungsverfahren, das weder geplanter Ausführung noch spontaner Eingebung folgt, sondern sich durch fortlaufendes Tasten, Nachjustieren und Erspüren konstituiert. Die Prozessualimprovisation beschreibt eine leibliche Intelligenz, die dem diskursiven Denken vorausgeht: Der Strich hebt sich, weil mehr Spannung ihn blockieren würde; er dreht, weil Starre den Impuls abschneidet. Diese Praxis korrespondiert mit dem daoistischen Konzept des Wu Wei (Nicht-Eingreifen), das keinen Kraftakt, keine Drill-Routine, keine methodische Disziplin meint, sondern organisches Zurücksinken in körperliches Wissen. Der Begriff unterscheidet sich von der Jazz-Improvisation, die auf internalisiertes Regelwissen zurückgreift, ebenso wie von der Action Painting, die den spontanen Gestus zum Programm erhebt. Prozessualimprovisation ist Selbstorganisation statt Programm, Resonanz statt Technik – ein Werden ohne Wollen.