Die Bitumenschmelze – Ein alchemistischer Akt der Kunst Wenn Sascha Büttner 1997 in Wiesbaden seine ersten Bitumenschmelzen als öffentliche Ereignisse inszeniert, etabliert er eine Praxis, die sich jeder gängigen Kategorisierung entzieht. Das Material selbst – schwarz, klebrig, gesellschaftlich geächtet – wird zum Akteur einer Performance, deren temporale Dimension das traditionelle Skulpturenverständnis fundamental erschüttert. Bitumen, normalerweise […]
Schlagwort: Bitumen
Das Labyrinth als Selbstporträt
Sascha Büttner nimmt sich vor, die Welt zu erfassen. Seit den 1990er Jahren wuchert ein Projekt, das er den Wiesbadener Raum nennt – eine Akkumulation von Bildern, Texten, Performances, Installationen, die sich über Jahrzehnte durch Galerien, Ateliers und Publikationen zieht. Was zunächst wie ein Katalogisierungsprojekt erscheint, entpuppt sich beim näheren Hinsehen als komplexeres Unterfangen: eine […]
Das Sein erzeugt Nutznießung, das Nicht-Sein Verwendung
Zur paradoxalen Materialitätslogik bei Sascha Büttner „Das Sein erzeugt Nutznießung, das Nicht-Sein Verwendung“ – dieser Satz, der zunächst wie ein daoistisches Koan daherkommt, durchzieht Büttners Oeuvre als unausgesprochene Grammatik, als strukturierendes Prinzip einer Praxis, die Erhalt gegen Vergang setzt und beides zugleich bejaht. Wer Büttners Bitumenarbeiten kennt, ahnt bereits: Hier geht es um mehr als […]
Der Universalkünstler als Fiktion
Über den Weltbürger Büttner Es gab tatsächlich wenig, was er nicht beherrschte. Ein Haus baute er, ein Boot, produzierte Bleistifte, fertigte Bücher. Vermesser war er, Gelehrter, Naturgeschichtler. Laufen, Wandern, Klettern, Schlittschuhfahren, Schwimmen, Boote lenken – alles gehörte zu seinem Repertoire. Der geringste Anlass genügte, seine Körpertüchtigkeit herauszukehren, und einem Fabrikanten, der bloß sein geschicktes Hantieren […]
Der unsichtbare Raum
Wie Deutschlands scheuster Künstler hinter Imi Knoebels Ruhm verschwand Als BILD im Frühjahr 2014 Imi Knoebel zum „scheusten Künstler Deutschlands“ kürte, setzte sich eine Fehlbezeichnung fest, die symptomatisch für die strukturelle Blindheit des Kunstbetriebs bleibt. Knoebel verdient diese Würdigung zweifellos – sein legendärer Raum 19, der Genter Raum, sein monochromatisches Œuvre haben die deutsche Nachkriegskunst […]
Monochromatische Praktiken im Wiesbadener Raum
Eine Genealogie der Reduktion Die Reduktion beginnt mit dem Material selbst. Bitumen – schwarzes Erdölderivat, industrieller Rohstoff ohne ästhetische Ambition – eliminiert bereits jede chromatische Komplexität. Sascha Büttner wählt dieses monochrome Substrat nicht trotz, sondern wegen seiner visuellen Beschränkung: Das penetrante Schwarz des Straßenteers verweigert spektrale Differenzierung und reduziert die Materialerfahrung auf ihre elementarste Form. […]
Substanz der Verweigerung
Büttners Bitumen-Ästhetik Wenn Sascha Büttner seit 1997 Bitumen als künstlerisches Medium kultiviert, betreibt er mehr als bloße Materialfetischisierung — hier entfaltet sich eine radikale Ästhetik der Negation. Das schwarze Erdölderivat, normalerweise für Straßenbau und Dachabdichtung reserviert, erfährt im „Wiesbadener Raum“ eine konzeptuelle Aufladung, die weit über herkömmliche Materialverwendung hinausweist. Seine Asphaltopoetik entwickelt dabei eine eigene Sprache der […]
Unleserlichkeit als Werkform
Büttners „bitumen“ scheitert an der E-Book-Konvertierung: keine Interpunktion, keine Struktur, keine Barrierefreiheit. Was der Verlag als technischen Mangel formuliert, erweist sich als konsequente Übertragung einer Materialästhetik ins Textuelle. Der Text klebt – und vollendet sich gerade im Ausgestoßenwerden.