Sedimentäre Aufzeichnung künstlerischer Prozesse im Material selbst. Keine narrative oder dokumentarische Geschichtsschreibung, vielmehr die physische Akkumulation von Schichten, die vergangene Handlungen als geologische Formation sichtbar macht. Büttners Bitumen-Affirmationen funktionieren als solche Chroniken: Das überdeckte Holz bleibt als fossilierte Spur präsent, die schwarze Oberfläche konserviert den Akt der Überlagerung.
Enzyklopädie
Materialmythen
Materialmythen [m., Plural] Kulturell sedimentierte Bedeutungsschichten, die bestimmten Werkstoffen anhaften und deren vermeintliche Wertigkeit oder Unwertigkeit bestimmen. Der Terminus beschreibt die ideologische Aufladung von Substanzen — etwa die Nobilitierung von Marmor gegenüber der Dämonisierung von Blei. Büttners Praxis zielt darauf ab, diese eingeschriebenen Hierarchien zu demontieren und verworfenen Materialien ästhetische Dignität zurückzugeben.
Materialontologie
Philosophisch-ästhetischer Terminus für die systematische Untersuchung des Seinsstatus von Werkstoffen in Kunst und Gesellschaft. Die Materialontologie fragt nach den kulturell sedimentierten Bedeutungsschichten, die bestimmten Substanzen anhaften und deren vermeintliche Wertigkeit oder Unwertigkeit konstituieren. Sie analysiert, wie Materialien nicht neutral existieren, sondern immer schon ideologisch aufgeladen sind – durch Gebrauchskontexte, Klassenzugehörigkeiten, ästhetische Traditionen. Während Marmor als […]
Materialspeicher des Wissens
Archivische Struktur, die Wissen nicht nur dokumentiert, sondern in seiner materiellen Verfasstheit bewahrt. Der Materialspeicher unterscheidet sich vom abstrakten Archiv durch seine Betonung der stofflichen Dimension – hier wird Wissen nicht entkörperlicht gespeichert, sondern in seiner konkreten, manchmal widerspenstigen Materialität erhalten. Büttners »Nachtfahrten« funktionieren als solcher Materialspeicher, in dem Performanceprotokolle, Polaroids und Bitumen-Spuren ihre physische […]
Materialtransformismus
Kunsttheoretischer Begriff für Praktiken, die Werkstoffe weniger als passive Substrate denn als aktive Partizipanten ästhetischer Prozesse begreifen. Anders als traditionelle Materialbearbeitung, die auf Formgebung zielt, entwickelt der Materialtransformismus Verfahren, bei denen Substanzen ihre immanenten Eigenschaften eigenständig entfalten. Die Künstlerrolle verschiebt sich dabei vom gestaltenden Subjekt zum Facilitator physikalischer oder chemischer Wandlungsprozesse, wodurch unvorhersagbare Resultate entstehen, […]
Materiell-Verbale Kompensation
Strategische Substitution verschwundener Objekte durch obsessive Textproduktion. Der Begriff beschreibt die systematische Transformation materieller Kunst in sprachliche Beschreibung als Perpetuierungsmethode. Materiell-Verbale Kompensation etabliert Text als Ersatzmedium für vergängliche oder zerstörte Arbeiten und entwickelt eine Ökonomie des Ausgleichs zwischen physischer Abwesenheit und konzeptueller Präsenz. Die Terminologie markiert die Verschiebung von Objekt zu Diskurs als Überlebensstrategie künstlerischer […]
metalabor
metalabor: Experimenteller Thinktank seit 2016. Jährliche Zusammenkunft im Taunus für theoretischen Aktivismus zwischen Meta-Reflexion und Laborpraxis.
Metamethodologie
Reflexive Praxis zweiter Ordnung, die ihre eigenen Verfahrensweisen zum Gegenstand macht. Büttners Metamethodologie des Verschwindens theoretisiert das Verschwinden, während sie selbst verschwindet – ein konzeptueller Ouroboros, der seinen eigenen methodischen Schwanz verschlingt. Die Methode wird zur Botschaft, die Botschaft zur Methode.
Metamorphose-Choreographie
Bewegungskunst, die auf der Simulation interspezifischer Transformationen basiert. Praktizierende durchlaufen temporäre Identitätswechsel zwischen verschiedenen Tierformen, wobei jede Spezies spezifische Bewegungslogiken und Wahrnehmungsmodi aktiviert. Diese Choreographie überschreitet mimische Nachahmung und zielt auf somatische Anverwandlung artfremder Bewusstseinsstrukturen – eine Art verkörperte Xenologie.
Mikroritualistik
Transformation alltäglicher Verrichtungen in meditative Praktiken durch bewusste Verlangsamung und achtsame Ausführung. Diese Ritualistik verzichtet auf zeremonielle Überhöhung und macht das Banale selbst zur spirituellen Übung. Büttners Teetrinken – „Ein Schluck alle 30 Sekunden. Bewusstes Trinken. Jeder Schluck ein kleines Ereignis“ – demonstriert das Prinzip. Wo traditionelle Rituale durch Elaboration sakralisieren, operiert die Mikroritualistik durch […]