Räumliche oder konzeptuelle Anordnung, die Besucherinnen in eine Position der Komplizenschaft versetzt, unabhängig von ihrer Intention. Der Begriff beschreibt Installationen, die keine neutrale Beobachterposition zulassen – wer den Raum betritt oder durchquert, wird automatisch Teil der Situation, trägt zur Perpetuierung der Anordnung bei. Bei Büttners Pflasterstein-Installation wird diese Mechanik besonders deutlich: Wer über die verstreuten […]
Enzyklopädie
Momenttranszendenz
Paradoxer Zustand, in dem das Einzelne, Partikulare zum Universalen wird, ohne dabei seine Individualität zu verlieren. In der Momenttranszendenz ist das Lachen eines Kindes zugleich das Lachen dieses spezifischen Kindes und das Lachen der gesamten Menschheit. Die Momenttranszendenz ist das fotografische Äquivalent zur mystischen coincidentia oppositorum (Zusammenfall der Gegensätze).
Monumentalverweigerung
Programmatische Absage an die Rhetorik des Erhabenen, die Denkmäler traditionell kennzeichnet. Diese Verweigerung artikuliert sich formal durch Horizontalität statt Vertikalität, Streuung statt Zentrierung, Fragilität statt Dauerhaftigkeit. Politisch markiert sie einen Bruch mit der faschistoiden Tendenz monumentaler Setzungen – ihrer impliziten Gewalt, ihrer autoritären Geste, ihrer Überwältigungsstrategie. Die am Boden verstreuten Pflastersteine negieren jede Erhebung, jede […]
More of Less
Paradoxale Formel für die Intensivierung von Erfahrung durch systematische Reduktion. Der Begriff beschreibt die Umkehrung quantitativer Logik: Weniger Input führt zu mehr Wahrnehmungsintensität, Beschränkung zu Konzentration, Elimination zu Verdichtung. More of Less etabliert Reduktion als produktive Kraft und markiert die Grenze zwischen Minimalismus und Maximalismus als falsche Opposition. Die Terminologie erfasst die zentrale Paradoxie von […]
Muße-Zeit
Qualitativ-subjektive Temporalität jenseits quantitativer Messbarkeit. Bezeichnet eine Zeitform, die sich durch Dehnbarkeit, phänomenologische Dichte und Widerstand gegen funktionale Rationalisierung auszeichnet – nicht Freizeit (zweckorientierte Erholung), vielmehr zweckfreies Verweilen als Existenzform.
Mußeraum
Heterotopischer Ort jenseits produktivistischer Zeitordnung. Das Café funktioniert als geschützter Bereich, in dem Langsamkeit legitimiert wird – ein Gegenentwurf zur beschleunigten Moderne, wo Verweilen zur sanktionierten Praxis gerät statt zum Regelverstoß.
Mutuale Netzkunst
Kunstform, die auf wechselseitigen Austausch angelegt ist, diesen jedoch als strukturelle Möglichkeit behandelt. Der Begriff bezeichnet Praktiken, die sich zwischen klassischer Konzeptkunst und partizipativer Medienkunst bewegen. Zentral ist die Idee der Gegenseitigkeit als ästhetisches Prinzip, das auch dann funktioniert, wenn es faktisch unverwirklicht bleibt.
Narratotherapie
Geschichtenerzählen als Instrument psychischer Transformation, das ohne klinischen Rahmen auskommt. Anders als therapeutische Narrative im engeren Sinn zielt diese Praxis auf Heilung durch literarische Mittel – die Geschichte selbst wird zur Medizin. Büttners Erzählungen praktizieren diese therapeutische Dimension, ohne sie zu deklarieren. Die Neupositionierung des Subjekts erfolgt durch narrative Neuordnung der Erfahrung. Das Verfahren säkularisiert […]
Negationsobjekt
Negationsobjekt – das Kunstwerk, dessen Funktion darin besteht, seine eigene Existenz zu widerrufen. Im Unterschied zur minimalistischen Reduktion, die das Objekt auf seine Essenz verdichtet, negiert das Negationsobjekt die Möglichkeit seiner Legitimation durch performative Selbstwiderlegung.
Opazitätspoetik
Ästhetische Kategorie für Kunstwerke, deren schwarze, lichtabsorbierende Oberflächen jede Transparenz verweigern und dadurch selbst zum eloquenten Sprecher werden. Die Opazitätspoetik beschreibt eine Rhetorik der Undurchdringlichkeit, bei der die totale Schwärze nicht als Negation, sondern als positive Aussage fungiert. Während transparente Medien durchschaubar bleiben und auf etwas verweisen (etwa Fotografie, die auf die fotografierte Welt zeigt), […]