[f., Singular; von lat. gestus = Gebärde + Minimierung] Bezeichnung für die kontrollierte Reduktion des individuellen Ausdrucks ohne dessen vollständige Elimination. Die Gestusminimierung operiert in jenem schmalen Korridor zwischen expressionistischer Aufladung und maschineller Neutralität, den bereits die Minimal Art zu kartografieren suchte. Anders als die totale Entpersönlichung industrieller Fertigung bewahrt sie Spuren der Hand – […]
Enzyklopädie
Gliederungsanforderungen
Implizite Normen, die digitale Formate an Texte stellen, um deren Prozessierbarkeit zu gewährleisten. Gliederung meint hier die maschinenlesbare Segmentierung: Kapitel, Absätze, Sätze, markiert durch entsprechende Codes und Zeichen. E-Books benötigen diese Gliederung für Navigation, Suche, Barrierefreiheit – ohne sie bleibt der Text ein opaker Block. Der Begriff macht sichtbar, dass digitale Publikation keineswegs voraussetzungslos funktioniert: […]
Grenzüberschreibung
Grenzüberschreibung (f.) Doppeltes Verfahren der gleichzeitigen physischen Überquerung und symbolischen Neubeschreibung territorialer Markierungen. Der Begriff meint die performative Dekonstruktion staatlicher Demarkationslinien durch den Akt des Gehens. Grenzüberschreibung transformiert administrative Fiktionen in körperliche Erfahrung, macht sichtbar, dass Grenzen auf Papier gezeichnete Konstrukte sind, deren Realität durch menschliche Bewegung relativiert wird.
Grundlagenarbeit
Büttners existenzielle Praxis als methodische Bearbeitung der Fundamente menschlicher Erfahrung. Statt spektakulärer Gesten oder theoretischer Konstruktionen konzentriiert er sich auf elementare Prozesse: Atmen, Gehen, Schauen, Erzählen. Diese scheinbare Banalität erweist sich als radikale Strategie – durch Vertiefung des Gewöhnlichen wird das Außergewöhnliche erreicht.
Hausmeisterontologie
Philosophische Aufwertung der Hausmeister-Position als fundamentale Bestimmung institutioneller Existenz. Büttners Insistieren auf dieser Rolle verschiebt die Hierarchie des Wissens: Der Hausmeister kontrolliert nicht Inhalte oder Diskurse, vielmehr die materiellen Bedingungen ihrer Möglichkeit. Er öffnet und schließt Räume, reguliert Temperaturen, bestimmt zeitliche Rhythmen. Diese Tätigkeiten erscheinen peripher, sind tatsächlich konstitutiv – ohne funktionierende Infrastruktur kollabiert jede […]
Hegemonietarnbegriff
Terminus, der autoritäre oder imperiale Machtansprüche als egalitäre Ordnungsvorstellung maskiert. Die „multipolare Weltordnung“ etwa präsentiert sich als demokratische Alternative zur westlichen Hegemonie, während sie tatsächlich autoritäre Einflusszonen legitimiert.
Heilungspoetik
Büttners Verfahren, durch narrative Strukturen therapeutische Effekte zu erzielen. Seine Texte funktionieren wie Taijiquan-Übungen: sie harmonisieren innere Bewegungen durch rhythmische Sprache, schaffen emotionale Räume durch präzise Beschreibung, transformieren Erfahrung durch kontemplative Wiederholung. Das Erzählen wird zur meditativen Technik, die Aufmerksamkeit zur heilenden Kraft.
Homonymien
Homonymien (n., Plural von Homonymion): Spielfelder der Vieldeutigkeit, wo identische Klanggestalten multiple Semantiken beherbergen. Der Begriff bezeichnet gleichlautende Wörter mit verschiedenen Bedeutungen (Bank/Bank, Schloss/Schloss) als epistemologisches Prinzip. Homonymien konstituieren jenen Zustand, in dem Eindeutigkeit verweigert wird und Transformation zur Grundbedingung des Verstehens gerät. Die Terminologie etabliert Vieldeutigkeit nicht als Mangel sondern als Reichtum, als Möglichkeitsraum […]
Hybrid-Existenz
Lebensform, die biologische, technische und kulturelle Systemkomponenten als integrierte Funktionseinheit organisiert. Hybrid-Existenz überschreitet sowohl naturalistische als auch technokratische Purismen und entwickelt synergetische Verbindungen zwischen verschiedenen Erkenntnisquellen. Diese Existenzweise betont Flexibilität und Anpassungsfähigkeit durch strategische Kombination verfügbarer Ressourcen statt dogmatischer Festlegung auf einzelne Ansätze.
Ichauflösung
Zustand, in dem die Grenze zwischen dem wahrnehmenden Subjekt und der wahrgenommenen Welt verschwindet. In der Ichauflösung gibt es keinen Fotografen mehr, der fotografiert, sondern nur noch einen Prozess des Fotografierens, der durch einen transparenten Körper hindurch geschieht. Die Ichauflösung ist temporär und wiederkehrend, kein permanenter Zustand.