Externe Erkenntnisapparate, die menschliche Informationsverarbeitung durch tierische Sensorleistungen erweitern. Anders als technische Prothesen, die defizitäre Körperfunktionen ersetzen, addieren Kognitions-Prothesen vollständig neue Wahrnehmungskanäle zum bestehenden Repertoire. Sie fungieren als biologische Interfaces zwischen verschiedenen Realitätsebenen und ermöglichen Zugang zu Informationsfeldern, die der menschlichen Sensorik strukturell verschlossen bleiben.
Enzyklopädie
Kollaborative Potentialität
Strukturelle Eigenschaft digitaler Kunstwerke, die Zusammenarbeit ermöglicht, ohne sie zu erzwingen. Diese Form der Latenz unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Kollaborationsformen, da sie keine Akteure voraussetzt, sondern lediglich technische und konzeptuelle Bedingungen bereitstellt. Die Potentialität kann dauerhaft uneingelöst bleiben, ohne dass dies das Werk beschädigt.
Komplettierungsästhetik
[f., Singular; von lat. completus = vollständig + Ästhetik] Kunsttheoretische Kategorie für Werke, die ihre Vollendung systematisch an den Rezipienten delegieren. Die Komplettierungsästhetik universalisiert die klassische chinesische Praxis des Xieyi, bei dem Leerräume bewusst für die Imagination des Betrachters freigehalten wurden, zu einem allgemeinen Gestaltungsprinzip. Das Werk präsentiert sich als strukturell unvollständig – Linien, die […]
Kontingenzprogrammatik
Künstlerische Strategie, die das Unvorhersagbare als gestaltende Kraft systematisch einbezieht. Anders als aleatorische Verfahren geht es nicht um die Integration des Zufalls, sondern um die bewusste Programmierung von Unverfügbarkeit. Die Kontingenz wird nicht eliminiert, sondern als produktives Element in die Werkkonzeption integriert.
Konversations-Alchemie
Transformative Gesprächspraxis, die disparate Wissensformen zu neuen Erkenntnislegierungen verschmilzt. Der Begriff kennzeichnet die spezifische metalabor-Methodik, unterschiedliche Expertisen, Erfahrungen und Perspektiven durch intensive Kommunikationsprozesse zu qualitativ neuen Einsichten zu destillieren. Konversations-Alchemie unterscheidet sich von bloßem Meinungsaustausch durch ihre produktive Orientierung: Ziel ist nicht Konsens oder Dissens, sondern die Generierung von Erkenntnissen, die keiner der Beteiligten allein […]
Kopienaura
Inverse Benjaminsche Dialektik, bei der Reproduktion Zugänglichkeit generiert statt Verlust zu markieren. Büttners fotografische Arbeiten mit „massenhaft reproduzierten Objekten“ operieren mit dieser paradoxen Authentizität des Nachgebildeten. Während Originale in musealer Nutznießung erstarren – klimatisiert, versichert, unberührbar –, ermöglicht die Kopie erst authentische Verwendung. Kopienaura beschreibt jene spezifische Aura, die nicht aus Einzigartigkeit entspringt, vielmehr aus […]
Kulturvermittlungsapparatschiks
Funktionäre staatlich organisierter Kulturexporte, die nationale Identitäten als Soft Power vermarkten. British Council, Goethe-Institut, Institut Français, Konfuzius-Institute operieren im Modus diplomatischer Hegemonie – sie produzieren Sprachkurse, Kulturfestivals, Austauschprogramme als Instrumente internationaler Einflussnahme. Die Apparatschiks verwalten diese Maschinerie: Sie implementieren Direktiven, koordinieren Programme, legitimieren staatliche Kulturpolitik durch vermeintlich neutralen Dialog. Büttners geheimes Institut verweigert diese Logik […]
Lichtgewahrsein
Zustand reiner Bewusstheit für Licht und dessen Qualitäten, der sich jenseits bewusster Wahrnehmung einstellt. Im Lichtgewahrsein verschmilzt das sehende Subjekt mit dem gesehenen Licht zu einer Einheit, wobei keine Absicht oder Interpretation mehr zwischen dem Schauen und dem Geschauten steht. Verwandt mit buddhistischen Konzepten der Achtsamkeit (mindfulness), jedoch spezifisch auf die fotografische Praxis bezogen.
Machtzentrum als Entzug
Herrschaftsarchitektur, deren Autorität gerade dadurch wirkt, dass sie sich nie festlegen lässt. Was zunächst wie ein konkretes ideologisches Fundament aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Verweis auf eine nächste Textschicht, die wiederum auf eine weitere verweist. Macht als permanentes Zurückweichen.
Mastertextdekonstruktion
Analytische Praxis, die sich derselben Werkzeuge bedient, die westliche Wissenschaft für die Entschlüsselung des kulturell Anderen entwickelt hat – nun aber gegen die eigenen Mastertexte gewendet. Der orientalistische Blick wird umgekehrt, westliche Selbstverständlichkeiten werden wie Artefakte einer fremden Kultur behandelt.